Ihr Browser unterstützt kein Java-Script, bitte aktivieren!
GO! Komfortsuche (z.B. nach Öffnungszeiten)
News aus der Region News Berlin Kurfürstendamm

 

 
Richtfest im Haus Cumberland
Sanierung fast abgeschlossen

Die Fassade von Haus Cumberland strahlt wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Vor etwa vier Wochen sind an der Front zum Kurfürstendamm 193/194 die Gerüste gefallen, am 15. September wurde das Richtfest für die denkmalgerechte Sanierung gefeiert. Das 1911/12 erbaute Gebäude, konzipiert als nobles Boarding House, wo man Appartements zum Übernachten mieten konnte, war Luxus-Hotel, Behördensitz – und stand seit 1993 leer.

Es diente dann vor allem als Filmkulisse, denn mehrere Investoren scheiterten an einer Wiederbelebung. Bis 2010 zwei Berliner Mittelständler kamen, Dirk Germandi und Detlef Maruhn; mit dem Kölner Thomas Bscher als Partner. Der frühere Bugatti-Chef hatte schon vor Jahren das Nachbarhaus des Cumberland erworben. Für 120 Millionen Euro bringen sie nun zu dritt neuen Glanz in das alte Haus – Wohnungen, Geschäfte und Restaurants entstehen. Noch in diesem Herbst werden die Geschäfte und das Restaurant von Promi-Wirt Roland Mary am Boulevard öffnen, die Wohnungen und Büros sollen bis Ende 2013 fertig sein.

Es sind Gebäude wie das Cumberland, die Germandi und Maruhn reizen. „Häuser mit Geschichte und unverwechselbarem Gesicht“, wie Dirk Germandi sagt. Das Duo hat sich deshalb auf die Sanierung besonderer denkmalgeschützter Immobilien spezialisiert, vor allem in Berlin. Häuser wie die ehemalige Haftanstalt Rummelsburg, in traditionell preußischer Backsteinarchitektur erbaut, die jetzt Berlin Campus heißt. 152 komfortable Wohnungen haben die Investoren zwischen 2005 und 2007 in den ehemaligen Zellenbereichen errichtet. Die Wohnungen waren innerhalb weniger Monate verkauft. Nicht nur, weil sie idyllisch am Ufer der Rummelsburger Bucht liegen. Auch das Umfeld stimmt, denn Germandi und Maruhn haben gemeinsam mit der Stadt Berlin auch für ein bewohnerfreundliches Umfeld gesorgt, mit Grünflächen, Spielplätzen und Läden. „Mein absolutes Lieblingsprojekt“, sagt Germandi.

Er denkt, dass er das auch bald von Haus Cumberland sagen wird: „Die City West entwickelt sich rasant, alle noblen Designer sind schon da, Apple kommt bald und das erste Waldorf Astoria Hotel Deutschlands eröffnet hier“, sagt er. Um selbstbewusst hinzuzusetzen, dass das neue Haus Cumberland dem Kurfürstendamm wieder einen Schub Richtung Weltstadt geben wird. Die 186 Eigentums-Wohnungen waren innerhalb weniger Monate an Eigennutzer und Kapitalanleger verkauft, da hatte der Bau noch gar nicht begonnen. Etwa 100 von ihnen werden vermietet: „Es gibt dazu mittlerweile mehr als 1000 Anfragen von Interessenten“, erzählt Germandi.

Dem gebürtigen Hessen, der in München aufwuchs und zwölf Jahre zwischen Berlin und der bayerischen Landeshauptstadt pendelte, ehe er sich 2009 ein Haus „in der Gegend zwischen Mexikoplatz und Schlachtensee“ baute, merkt man den eloquenten Vertriebsprofi an – obwohl er lieber Jeans und Hemd statt Anzug trägt („Eine Krawatte habe ich das letzte Mal vor zehn Jahren umgehabt.“). Der gelernte Industriekaufmann begann seine Karriere als Vertriebsleiter beim Computerhersteller Nixdorf, stieg später bei einem Immobilienvertrieb ein. Drei Jahre später machte der sich heute 47-Jährige mit einer eigenen Firma selbstständig, der Profi Partner AG. Mit der Gesellschaft entwickelte und vermarktete er seit der Gründung im Jahr 1995 Immobilien im Wert von rund 815 Millionen Euro, allein in Berlin für rund 670 Millionen Euro.

Und trotzdem will sich Germandi Ende des Jahres von der Firma trennen, wo er als Sprecher des Vorstandes 51 Prozent der Anteile hält. Er will sich dann ausschließlich auf seine Bauträgergesellschaft GrundStein und die Immobilien-Firma mit Detlef Maruhn konzentrieren. In diesen Unternehmen mit Sitz in der Wallstraße in Mitte ist der etwas öffentlichkeitsscheue Maruhn der Bau-Profi und Germandi zuständig für Marketing, Vertrieb und die Finanzierung, sozusagen „das Gesicht des Unternehmens“.

Auch wenn Germandi und Maruhn derzeit allein in Berlin Projekte für mehr als 170 Millionen Euro realisieren, mache sie das lange noch nicht zu Millionären, sagt Germandi: „Höchstens zu Schuldenmillionären.“ Denn alle Projekte, ihr neuestes ist die etwa 45 Millionen Euro teuere Entwicklung des historischen Ludwig Hoffmann-Quartiers in Buch, werden von Banken finanziert. „Als Mittelständler haftet man mit Haut und Haaren“, sagt Germandi. Schlaflose Nächte bereitet das dem Vater eines elfjährigen Sohnes jedoch nicht: „In Berlin kann man seinen Traum leben“, sagt er selbstbewusst, „man muss nur Ideen haben und Mut beweisen."

Dabei haben Germandi und Maruhn nur eine Handvoll Mitarbeiter, darunter vier Projektentwickler: „Viele Leistungen, auch für die Großprojekte, holen wir uns extern durch langjährige Partner.“ Ihr Erfolgsrezept fasst er knapp zusammen: spezielle Projekte, funktionierende Partnerschaften und „es muss sich natürlich alles rechnen“. Und trotz dieser Grundsätze hat Germandi noch einen, zugegebenermaßen teueren Wunsch: Irgendwann einmal würde er gern ein Hochhaus bauen, mehr als hundert Meter hoch, „so wie es am Alexanderplatz geplant war“. Konkrete Pläne gebe es dafür nicht: „Aber man wird ja noch mal träumen dürfen."

Berliner Zeitung, [15.09.2012]