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Der Meisterkoch vom Bahnhof Zoo
Die Jury der Berlin-Partner zeichnet Roel Lintermans vom "Les Solistes by Pierre Gagnaire" zum "Berliner Meisterkoch 2014" aus

Mancher Koch hat es nicht leicht, sich ein eigenes Profil zuzulegen und damit auch bekannt zu werden. So mag es Roel Lintermans gehen, dem Küchenchef im „Les Solistes“ in Berlin – denn er arbeitet dort als Statthalter des berühmten Pariser Küchenchefs Pierre Gagnaire. Doch Lintermans hat trotzdem nur ein gutes Jahr gebraucht, um sich auf dem umkämpften Berliner Markt einen eigenen Namen zu machen; inzwischen raunen viele, die Solistes-Küche sei durchaus besser, wenn Lintermans selbst kocht und nicht, was manchmal vorkommt, seinem Herrn und Meister den Vortritt am Herd lässt.

Nun wurde Roel Lintermans von der Jury der Berlin-Partner zum „Berliner Meisterkoch 2014“ gewählt, und das gegen hochkarätige Konkurrenz. Er sei „wahrhaft in Berlin angekommen“, heißt es in der Laudatio, die der Juryvorsitzende Stefan Elfenbein am Mittwoch der Presse vorstellte, „gekonnt, kunstvoll und ausgesprochen mutig kombiniert er intensivste Aromen und ungewohnte Texturen.“ Das Restaurant im Hotel Waldorf-Astoria am Zoo ist seit dem vergangenen Herbst mit einem Michelin-Stern und 16 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet. Lintermans hatte vor seinem Wechsel nach Berlin für Gagnaire das Londoner „Sketch“ geleitet. „Der Titel ‚Berliner Meisterkoch‘ bedeutet mir sehr viel, vor allem“, sagte Lintermans, „weil ich in Berlin eine zweite Heimat gefunden habe.“

Zum „Aufsteiger des Jahres“ wählte die Jury Marcus Zimmer vom neu eröffneten Restaurant im Hotel am Steinplatz. Er wird gelobt für seine Konsequenz im Umgang mit deutscher und Berliner Küche. Dies zeige, „dass Berlins neue Genussgeneration auch mit Stolz mit den eigenen kulinarischen Wurzeln umgehen kann“.

Die Auszeichnung für den „Brandenburger Meisterkoch“ geht diesmal wieder nach Potsdam, und zwar an Carsten Rettschlag, schon länger Küchenchef, nun aber auch Besitzer des „Juliette“ in der Altstadt. Er habe durch sein Spiel mit besten lokalen Produkten eine eigene Handschrift ausgearbeitet, die seine Küche unverkennbar mache, hieß es.

„Berliner Szenerestaurant“ des Jahres wurde das „The Grand“ in der Nähe des Alexanderplatzes, das sich laut Laudatio jeden Tag vom Ort für den Business-Lunch bis zum ausgelassenen Club mit Bar wandele und mit der dennoch unverkennbaren Küchenhandschrift von Tilo Roth beeindrucke.

Außerdem vergab die Jury wie jedes Jahr den Titel „Berliner Gastgeber“, der an Peter Frühsammer ging, einen guten alten Bekannten, der schon in den 80er Jahren als Sternekoch erfolgreich war und nun die Gerichte seiner Frau Sonja an den Gast bringt. „Man fühlt sich als Gast schlichtweg an die Hand genommen“, urteilte Jury-Leiter Elfenbein.

Fehlt noch was? Tim Raue, natürlich. Der einzige international bekannte Berliner Küchenchef ist der „gastronomische Innovator“ des Jahres, ein Titel, den die Jury noch über den „Meisterkoch“ stellt. Raue, im Moment Herr über drei Restaurants, trat dem möglichen Eindruck entgegen, dies sei eine Art Lebenswerk-Auszeichnung. Er möchte, so kündigte er an, bis 2018 jedes Jahr in der Stadt ein weiteres Restaurant eröffnen, und immer eine Nische besetzen. „Tim Raue“ in Kreuzberg, „Sra Bua“ im Adlon und das „Soupe populaire“ in der Bötzow-Brauerei laufen bestens, die Weddinger „Factory“ soll im November kommen. Das nächste könnte schlicht und echt kantonesisch sein.

Der Tagesspiegel, [10.09.2014]